Heilig Abend 2016
Das war nun der erste Heilige Abend ohne Dich, Michael.
Schon tags über flossen immer wieder Tränen. Wie schön war es doch noch letztes Jahr, als wir alle zusammen waren.
Doris kam mittags. Sie hatte für unser Weihnachtsmenü Maronensuppe, Selleriesalat und Krautsalat vorbereitet. Du hast auch etwas beigesteuert: Semmelknödel und Kartoffelklöße.
Am Tisch saßen Vater, Nikolai, Vitali, Vassilissa, Peter, Doris und ich. Dein Bild stand und steht neben dem Tisch im Blumenfenster.
Doris und ich haben uns große Mühe gegeben, uns unsere Trauer nicht anmerken zu lassen, aber in unseren Gedanken waren wir immer wieder bei Dir. Ich hatte Dein Bild im Blickfeld. Immer wieder schweiften die Gedanken ein Jahr zurück.
Ich denke gerne an die früheren Heiligen Abende. Damit meine ich weniger die unserer Kindheit und Jugend, obwohl diese Zeit noch so unbelastet war und es für uns eine Selbstverständlichkeit war, dass die Familie an den Feiertagen zusammen kam. Ich denke viel mehr an unsere Jahre, als wir in Wiesbaden zu dritt feierten.
In den 90ern, als es Räucherlachs noch nicht zu jeder Zeit in jedem Supermarkt gab, hast Du bei R+V besten Räucherlachs besorgt und wir haben den dann mit Variationen von köstlichen Soßen genossen. Das war Heilig Abend ganz ohne Stress.
Deutlich mehr Trubel herrschte an Heilig Abend, seit die Kinder da waren, aber auch die sind mittlerweile ruhiger geworden.
Du mochtest sehr gern die Mousse au chocolat, die ich zu Weihnachten immer zubereitet habe. Deine Lieblingssorte war Mousse aus weißer Schokolade, gefolgt von Mousse aus Milchschokolade. Zartbitter war eher Peters bevorzugte Sorte.
In diesem Jahr habe ich die Mousse bewußt weggelassen.
Gern gingen wir am ersten Weihnachtsfeiertag zu einem Weihnachtsbuffet - oft bei Rheingauner/Zafferano oder nach Niedernhausen. Dieses Jahr stand mir nicht der Sinn danach.
Es hat sich so viel geändert in diesem Jahr - seit Du nicht mehr unter uns lebst.
Ich denke an Dich. Du bist in meinem Herzen.
Ich hab' Dich lieb, Michael.