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Inge Kaltefleitergestorben am 12. März 2021

Beitrag

Ein Jahr vorüber
Und doch nicht gestern
Es bleibt das Jetzt

Wenn Zephyr´s Harfen
Sich vereinen
Philomela ihr Klagelied anstimmt

Was uns Dein Tod
Für immer nimmt.
Will ich mit Achlys still beweinen.

Dem ausgestreckten Arm
Begegnet Leere
Der Gruß verhallend echolos im Raum

Dem Kuss ein Mund
Sich bietend nur im Traum
Und doch kein Preis, auf dass es anders wäre.

Wer ist der Mann
Am Morgen sich gespiegelt sieht
Des großen Du beraubt

Erinnern will gedenken
Doch wieviel mehr
Verinnerlichen

Der Tag war grau
Unwirtlich
Selbst den Tauben auf dem Markt

Gezündet schon
Dann unausweichlich
was auf Zerstörung angelegt

Das Wie nicht
Sondern das Warum
Bleibt ohne Antwort

Nun schläfst
Du schon
So zart und so verletzlich

Kein Laut
Und wärs der Sing-Sang
Einer Hummel

Ein letztes Du
in diesen
heilgen Stunden

Spuren unserer Schritte
Im Sand zerfliessend
So auch das Narrativ des Hiesigen

Wer bin ich
Halm im Wind
Dem Wurzelgrund entzogen

Deine Nähe -Deine Wärme
Dein Lachen - Deine Güte –
Deine Tränen

Deine Sorge - Dein Verstehen
Unsere Liebe
Wer bin ich ohne Dich

Stirbt der Mensch
verliere er seine Existenz
Sagt der eine

Das Endliche aufgehoben
im Unendlichen des Geschaffenen
So der andere

Zum Haselstrauch
Mit Blütenständen reich behängt
Eilen die Zikaden

Altgras
In der Mittagssonne
Duft von frischem Heu.

Blumenwiesen
Kirschen, Mandelbäume
Neues Leben drängt ans Licht

Et expecto resurectionem mortuorum
Christlichem Glauben eine Mutprobe
Ukrainische Passsion

März 2022
Monat des Mars
Feldzugssaison

Der Tyrann
Der sein Brudervolk
verbluten lässt

Vor 80 Jahren
Schlacht um Kiew
Ebenfalls Größenwahn


Kinder waren wir
Doch erwachsen genug
Vom Erlebten gezeichnet

Wieviel wache Nächte
An meinem Krankenbett
Wieviel bange Stunden

Was wird morgen
Mit mir sein
Tertium non datur

Zum Abendbrot
Einzeltisch
Und Schweigen

Heimweg
Entleerte Gassen
Sperrzonen der Pandemie

Nächtliche Stadt
In kaltes Neon
getaucht

Wer spricht
wie wir gesprochen
wer fühlt, wie wir gefühlt

„So manchen Sturm
haben wir überstanden.
Die Wogen sind nicht
über uns zusammengebrochen“.

Von Dir.
Du lässt mich träumen
dass wir uns wiederfinden

Mit Dir
In ein neues Schöne
Dem Schrecklichen entfliehn

Nach meinen
Unterkünften
Zurück in ein Zuhause

Bei Dir
Im Sternenmeer
Dem „blauen Firmament“

Dort „drüben“
Wo uns beiden
Ein Leichtes künftig sei

*Abb. „Unterwegs“ , Ivan Lacković Croata (1932 – 2004), Naive Malerei, Original-Farbgrafik, im Besitz des Verfassers, mit persönlicher Widmung des Künstlers.