Liebster Helmut,
seit der Spiegel,
der Dich täglich zeigt,
von früh bis abend
in die Leere schweigt,
seit alle Fenster ohne Dich
ans Licht hintreten
und deine Schritte
mir im Ohr verwehten,
seit keine Tür
den Händedruck von dir
mehr spürt,
der sie behutsam
in den Angeln rührt,
seitdem suche ich Dich
mit Aug’ und Ohr,
sehe nichts mehr,
als nur des Hauses festerstarrtes Tor,
höre nichts mehr,
als deiner Rede längst verschollenen Rest.
Dein Traumbild nachts
wird mir am nächsten Tag
ein Fest.
Ich lebe nur
wie hohle Muscheln
hohl im Raum,
wie ein verlassenes Vogelnest zerstört im kahlen Baum.
Meiner Zunge fällt schwer
das kleinste Wort.
Sie fragt ins Dunkel, hoffend, du stehst dort.
Doch niemals kommt von dir ein Laut auf Ruf und Frage.
Wie Tote liegen aufgebahrt
im Tag meine Tage.
In ewiger Liebe
Deine Sylvia
